Junges Ehrenamt: Sanitätsdienst in Bosnien und Herzegowina

Claudia Galicki aus Lage (4. von links) mit den anderen Helferinnen und Helfern (v. l. n. r.): Fabian aus Warschau, Dana und Joshua aus Hannover, Branca (Krankenschwester aus Medjugorje), ein Arzt des Vereins „Marijina Pomoc“ und „Major“ aus Warschau.
Fernblick auf Medjugorje.
Claudia Galicki vor der Sanitätsstation.
Das Gipfelkreuz auf dem Kreuzberg erreicht man nach Überwindung von rund 250 Höhenmetern.
Pilger auf dem Erscheinungsberg. (Fotos: Malteser)

Temperaturen von zum Teil 45 Grad in der Sonne, steinige Anstiege ohne befestigte Wege, Früh- und Spätdienste – für viele hört sich dies nicht nach einem perfekten Urlaub an. Für die ehrenamtliche Malteser Rettungshelferin Claudia Galicki aus Lage war es aber genau das Richtige.

Seit über 25 Jahren betreiben die Malteser eine Sanitätsstation in Medjugorje. Das Dorf in der Gemeinde Citluk liegt in Bosnien und Herzegowina, dem Staat, der aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorging. 1981 berichteten Jugendliche dort über eine Marienerscheinung. Bis heute sollen sie Botschaften verkündet bekommen. Die Kirche hat zu den Marienerscheinungen und dem Erscheinungsort bisher noch nicht offiziell Stellung genommen. Medjugorje bezeichnet sich selbst als ‚ein Ort des Gebetes und der Versöhnung‘. Der Wallfahrtsort ist seitdem Ziel für jährlich rund eine Million Pilgerinnen und Pilger aus über 100 Nationen. Jedes Jahr sind Malteser Helferinnen und Helfer aus ganz Europa eingeladen, die Sanitätsstation in Medjugorje in der Zeit zwischen Palmsonntag und Ende Oktober zu unterstützen. Seit 1996 betreuen die Malteser die Pilgernden und erbringen in der Sanitätsstation jährlich bis zu 6.000 Hilfeleistungen.

Gastfreundschaft und wertvolle Begegnungen

„Ich wollte mal was ganz anderes erleben und einen Blick über den Tellerrand werfen“, schildert Claudia Galicki ihre Motivation. „Mein Wissen und meine Erfahrung als Rettungshelferin waren gefragt und auch gefordert. Und ganz nebenbei habe ich interessante Menschen kennengelernt, wertvolle Begegnungen gehabt und spannende neue Erfahrungen gemacht.“ Besonders von der Gastfreundschaft der Malteser und Menschen vor Ort sowie dem freundschaftlichen Kontakt zu anderen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus Hannover und Warschau war die 26jährige begeistert. Bei der Vorbereitung auf diesen besonderen Sanitätsdienst unterstützen im Vorfeld Malteser Koordinatoren, die allerhand Infos, Anweisungen und Tipps für die Freiwilligen bereitstellen. Für die Helferinnen und Helfer entstehen keine Kosten. Der Dienst ist rein spendenfinanziert und in der Sanitätsstation in Medjugorje steht eine Unterkunft zur Verfügung.

„Trotzdem war die Anreise per Flug ab Düsseldorf nach Split und von dort mit einem Fernbus nach Medjugorje schon ein kleines Abenteuer“, erinnert sich Claudia Galicki an ihre Reise im August 2022. Seit 2017 ist sie bei den Maltesern engagiert. Gestartet ist sie nach ihrem Fachabitur im Bundesfreiwilligendienst bei den Maltesern in Gütersloh und qualifizierte sich als Rettungshelferin. Während ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin wechselte sie zu den Maltesern nach Lage und ist dort in ihrer Freizeit unter anderem ehrenamtlich im Sanitätsdienst bei Sport- oder Großveranstaltungen tätig.

„Die ersten Tage in Medjugorje war ich in der Rezeption und der Aufnahme eingesetzt. Viele Pilger überschätzen sich bei der Hitze und trinken zu wenig oder haben kleinere Verletzungen durch Stürze. Besonders häufig hatten wir in diesem Jahr mit allergischen Reaktionen auf Moskitostiche zu tun.“ Darüber hinaus kommt es bei dem Aufstieg der Pilgernden auf den Kreuzberg mit seinen 250 Höhenmetern oder dem Erscheinungsberg mit 100 Höhenmetern auch mal zu ernsteren Verletzungen. Dann sind die Retter mit Tragestuhl, Trage und auch dem Rettungswagen unterwegs. „Eine gute Kondition ist bei den Bergeinsätzen von Vorteil“, sagt die Langenser Rettungshelferin. Die weitere medizinische Versorgung und Behandlung übernehmen einheimische Schwestern und Ärzte vom Verein „Marijina Pomoc“. Falls erforderlich, wird eine Notfallpraxis in Citluk oder das rund 40 Kilometer entfernte Krankenhaus angefahren.

Wiederholung nicht ausgeschlossen

Neben den Einsätzen für die Pilgernden aus aller Welt gab es auch Zeit für Ausflüge in die Umgebung, wie zu den Wasserfällen bei Kravica, und Gelegenheiten, die anderen Helferinnen und Helfer besser kennenzulernen. Gibt es da etwas Passenderes, als die Kolleginnen und Kollegen auf Zeit mit einem deutschen Sauerkraut-Gericht oder einer leckeren Sahnetorte zu überraschen? „Hier sind ganz tolle Kontakte entstanden. Wir sind immer noch in Verbindung und haben uns gegenseitig eingeladen“, freut sich die 26jährige. „Besonders berührt hat mich die Dankbarkeit unserer Patientinnen und Patienten. Manchmal erhielten wir kleine Geschenke oder frisches Obst.“ Claudia Galickis Fazit zu ihrem etwas anderen Urlaub: „Ich kann jedem empfehlen, der die entsprechende Qualifikation hat, nach Medjugorje zu kommen. Als Touristin hätte ich niemals das erleben können, was ich hier als ehrenamtliche Helferin erfahren und kennengelernt habe!“ „Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen und sogar sehr wahrscheinlich“, ergänzt Claudia Galicki lachend.

Weitere Infos: www.malteser.de/sanitaetsdienst-medjugorje.html